Asset-Herausgeber

JAVIER VALLHONRAT
La senda i la trama


La senda i la trama

Titel: "La Senda i la Trama"Ort: Espai Born
Zeitraum: 4. Juni bis 30. August 2015
Leitung: Pilar Ribal
Kurator und Text: Fernando Gómez de la Cuesta
Einrichtungen: Govern de les Illes Balears, Institut d'Estudis Baleàrics, Ajuntament de Palma, Fundació Palma Espai d'Art und Fundación Banco Santander.

Die in diesem Vorschlag mit dem Titel ¿La Senda i la Trama" aufgenommenen Linien gleichen den Spuren, die der Erzherzog Ludwig Salvator (Palazzo Pitti, Florenz, 1847 ¿ Schloss Brandais, Böhmen, 1915) und Javier Vallhonrat (Madrid, 1953) in der Serra de Tramuntana hinterlassen haben. Beide sind bzw. waren außergewöhnliche Reisende, Bergsteiger, Wanderer und Zeichner und diese Linien sind als Folge der sich räumlich und zeitlich entwickelnden Erlebnisse, als auf der Karte eines ganz konkreten Gebiets geschriebenen und eingravierten biographischen Lebenswegs und als sich in parallelen Zeiten überlappenden und auf den Landkarten kreuzenden Reiserouten, die in einem Kontext zusammenlaufen und sich wieder trennen, der die Leidenschaft der romantischen Subjektivität mit Wissen, Wissenschaft und Magie vereint, zu verstehen.

Es handelt sich um ein Projekt, das aus der konzeptuellen Entwicklung aller sich um diese vitale Linienführung und Verflechtung, die aus einem sich aus einer einfachen Zeichnung ¿eine schlichte Furche in der Erde- gestalteten Wirrwarr herausbilden, das zu einem komplex verschlungenen Bild wird, herum ergebenen Beziehungen und Neigungen entsteht. Diese Streckenführung begründet eine augenscheinliche Analogie zu dem Konzept der Zeichnung, der Zeichnung als Performance, als Werdegang, als Aktion, als Erfahrung und als Gedächtnis. Diese grafisch metaphorische, unbegrenzte und ewige Linie ohne Anfang und Ende verfolgt Vallhonrat auf den physischen Wegen, die sämtliche Erlebnispunkte enthalten, die der Künstler auf seinen Bildern festhält, die er auf der Karte skizziert und ortet und die er mit den über sein GPS gewonnenen Koordinaten ausfindig macht, während sie sich mit den von Ludwig Salvator in der gesamten Sierra gezeichneten Wegerastern verschlingen und vervollständigen.

Javier Vallhonrat möchte die von dem Erzherzog skizzierten Strecken nicht erneut durchstreifen, sondern das Gebiet mit unterschiedlichen Inhalten füllen, es durchziehen und erleben. Das aber auf seine ganz eigene Art und Weise. Um anzukommen, muss man sich zuerst auf den Weg machen, und damit dieser einträglich ist, muss man fühlen, verweilen, aufnehmen, lernen, gedenken, summieren und wachsen. Eine Strecke, die durch ihre Überlappung ein sich durch pflanzliche Geflechte, die in den Fotografien des Werks wiedergegeben werden, plastisch ausdrückendes organisches Netz herauskristallisiert: eine Anhäufung von Schichten und Registern, von Linien und Wegen, bei denen die Natur die Bildung eines komplexen Rasters übernimmt, das die spezielle Sensibilität Javier Vallhonrats in seinen Bilder verinnerlicht. Die unterschiedlichen von dem Künstler im Laufe seiner Nachforschungen, seinen von klaren Linien durchzogenen Zeichnungen, seinen Texten, seinen Videoaufnahmen und den Wäldern, dem Wind und dem Meer entnommenen Geräuschen verwendeten Zeugnisse werden als Ansatzpunkte verstanden, die sich untereinander durchkreuzen und neue Geflechte bilden und sich somit zusätzlich verkomplizieren, aber auch zahlreiche Interpretationen zulassen.

Hier wird ein Netz aus sich überlappenden Linien dargestellt, das in unterschiedlichen Verständnisschichten den geografischen Raum, in dem wir uns befinden, und seine topografische, anthropologische und biologische Gestaltung, die Bäume und Pflanzen, den Berg, die Küste, die Tiere, die mineralische und geologische Struktur, aber ebenso jene wissenschaftliche Neugier, die den Pionieren der Optik, den die stereoskopischen Bilder, die Kamera Obscura, die Maschinen und Erfindungen, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer neuen Visualität beitrugen, voraussagenden Fotografen eigen war, definiert. Und dieses Netz wird mit den Grafiken und Abbildungen der anatomischen Studien, der okularen Wahrnehmung, der Schemata der Ernährungskette, der Ressourcen und der Piktogramme des Bergsports kombiniert und stets von einer eigentümlichen Figur begleitet, in der sich der Gelehrte, der Abenteurer, der Zauberer, der Bergsteiger, der Einsiedler und der Bergführer wiederfindet und die die Erläuterung dieser konzeptuell plastischen Forschungsarbeit von einer wissenschaftlich magischen Sicht, von einer systematisch leidenschaftlichen Abstraktion aus angeht, die durch einige Linien aufgeworfen wird, die nach erkenntnisfähiger Klarheit suchen, sich jedoch in ihrer notwendigen Komplexität und Erscheinungs- und Gefühlsvielfalt ineinander verschlingen, wodurch wir in Staunen und Aufruhr versetzt, überwältigt und teilweise überfordert werden.

Diese von der Regierung der Balearischen Inseln und dem Consell Insular von Mallorca geförderte Ausstellung findet im Rahmen des Any de l'Arxiduc statt, das im Jahr 2015 mit einem umfangreichen und vielseitigem Kulturprogramm internationalen Charakters an den 150. Todestag des Erzherzogs erinnert. ¿La Senda i la Trama" war zuvor im Kunst Haus Wien, Österreich, in der Stiftung Starke in Berlin, Deutschland, und im Cervantes-Institut von Prag, Tschechische Republik, zu sehen.

JAVIER VALLHONRAT (Madrid, 1953) Studienabschluss an der Kunsthochschule und in Psychologie, disziplinübergreifender Künstler mit weitreichendem und erfolgreichem Werdegang. Er wurde mit den wichtigsten Preisen Spaniens im Bereich Fotografie ausgezeichnet. Dazu gehören u.a. die Auszeichnungen Premio Nacional de Fotografía, Villa de Madrid, Premio de la Comunidad de Madrid und Bartolomé Ros von PhotoEspaña. Zudem hat er internationale Auszeichnungen wie den Award of Excellence der Society of Newspaper Design, Silver Award des New York Times Magazine oder Art Directors Club 76th Annual Awards erhalten. Er hat Einzelausstellungen an so prestigeträchtigen Orten wie dem Taidemuseo (Porin, Finnland), der Abtei Montmajour (Arles, Frankreich), dem Arts Santa Mónica (Barcelona), dem Centre Nationale de la Photographie (Paris), der Fundación Telefónica (Madrid) oder Canal de Isabel II (Madrid) durchgeführt.

Dauer:

Von 4. Juni 2015 bis 30. August 2015

Tage: Täglich
Zeitplan: 12:00
Lokalität: Palma

Datum der letzten Änderung: 10. Januar 2023