Asset-Herausgeber

XISCO BONNÍN
Les ciutats (in)visibles


Xisco Bonnín

Die Stadt als Ort, an dem sich die verschiedenen modernen Dialektiken kreuzen. Dies ist das Thema des Ausstellungsprojekts ¿Les Ciutats (In)visibles" des mallorquinischen Künstlers Xisco Bonnín (Palma, 1967). Daher reflektieren die Fotoserien dieses Projekts, das eigens für die Área 1 des Casal Solleric realisiert wurde, das breite Spektrum, die Vielseitigkeit und die zahlreichen Erscheinungsformen des städtischen Lebens. Xisco Bonnin geht den Ähnlichkeiten und Unterschieden nach ¿sowohl den architektonischen als auch den sonstigen-, den kulturellen Besonderheiten sowie den bekannten und weniger bekannten Geschichten, die den Charakter der heutigen Städte im Allgemeinen ausmachen. Sein Ziel war es, sich darüber Gedanken zu machen, welche Einstellung die Menschen zu unseren Städten haben.

Auch wenn er oft nicht auf den ersten Blick auszumachen ist, ist der Mensch ein wichtiger Bestandteil des städtischen Lebens, das der Künstler in seinen Fotos festhält. Der Mensch erschafft Räume, er sieht die visuellen Vorschriften und nimmt diese auf, er mag manchmal ¿blind" sein und umherlaufen, ohne seine Umgebung wahrzunehmen, und leben, ohne den Grund seiner Existenz zu verstehen. Aber ist eine Stadt ohne Bewohner wirklich mehr als nur ein leerer Raum?In Anspielung auf den Titel des Projekts, deutet Italo Calvino an, was er in der Stadt sehen kann: die Unsichtbarkeit. Das Paradoxe ist offensichtlich: Ein städtischer Ballungsraum, in dem unzählige Menschen leben und so viele Dinge passieren, kann nicht unsichtbar sein kann. Deshalb entsteht ein völlig neues Phänomen: Wir sind einer überwältigenden Anzahl von ¿Signalen" ausgesetzt, die uns zeitweise betäuben, aber die wir inzwischen gelernt haben, zu ignorieren.

Xisco Bonnín wählt eine andere Herangehensweise an das moderne Stadtkonzept und zeigt uns mit seinen Fotos verschiedene Städte und Viertel, ohne jemals preiszugeben, um welchen Ort es sich genau handelt. Nur New York, die ¿Hauptstadt der Welt", deren Stadtbild sich durch jenen schicksalhaften Tag schlagartig verändert hat, lässt sich in den Fotoserien über ¿Orte" und ¿keine Orte" erkennen, deren subtile Hinweise auf traurige oder glückliche Ereignisse man kennen muss, um sie auch sehen zu können.

Werbeslogans, Bäume, Autos, Viertel, in denen sich der Abfall türmt, Abrissgegenden, Baustellen, Monumente, Straßen, Hinweisschilder, das Meer¿ die Landschaften, die Xisco Bonnin in seinem Projekt ¿Les Ciutats (In)visibles" festhält, ergeben ein ikonografisches Repertoire, das man sowohl aus anthropologisch-kultureller Perspektive als auch aus Sicht der derzeitigen künstlerischen Theorien über die Realität als Trugbild und die subjektive Virtualität einer jeden Erfahrung betrachten sollte.

Jede Stadt ist für jeden Menschen einzigartig. Das Leben in der Stadt ist von Augenblicken und Veränderungen geprägt. Die Welt ist schnelllebiger geworden, die Zeit verfliegt¿dies hat zur Folge, dass sich die Stadt jeden Tag aufs Neue entdeckt, während wir das wahrnehmen, was schon immer da war, wir bisher jedoch nie gesehen haben.

Daher ist der Vorschlag von Xisco Bonnín ein visueller Protest für die Vorübergehenden, eine Rechtfertigung der Verschiedenheit, denn nur durch Verschiedenheit kann für die Menschheit eine einzigartige Gegenwart geschaffen werden.

Die Ausstellung besteht aus drei Themenbereichen:

  • · La ciudad sumergida (Die verborgenen Seiten der Stadt)

Mit den Fotografien der Serien ¿Adios barrio chino, adios", ¿Graffitis románticos" und ¿Pa(i)sajes de la memoria", entführt uns Xisco Bonnin in Randgebiete der Stadt, die eine untergeordnete Rolle spielen, und deren historische Gegebenheiten von der Schnelllebigkeit der Gegenwart ¿überschwemmt" wurden.

  • · La ciudad continua (Die wachsende Stadt)

Das städtische Leben hat die Welt erobert: Von den mehr als 7 Milliarden Menschen, die auf der Welt leben, leben bereits heutzutage mehr als 75% in den Städten. Die Ausweitung der Kommunikationsnetze ¿sowohl der physischen als auch der virtuellen- sowie die Vereinheitlichung der Morphologien und Typologien der Städte auf der ganzen Welt führen dazu, dass wir uns in einer ¿wachsenden Stadt" wiederfinden, die sich im Rhythmus unserer eignen geographischen Verschiebungen reproduziert.Dieser Themenbereich umfasst die Serien ¿Motorland", ¿Autovisión", ¿Islaciudad", ¿(In)transit" und ¿Vida orbital".

  • · La ciudad espectáculo

(Die Stadt als Ort des Spektakels)Vor der schrittweisen Auslöschung des Authentischen war Jean Baudrillard der erste, der die Tendenz voraussah, dass die moderne Gesellschaft zunehmend auf Trugbilder anspricht. Der berühmte französische Philosoph ist der Meinung, dass es im städtischen Leben immer weniger reale Erfahrungen gibt. Stattdessen dominieren die im Voraus kodifizierten Angewohnheiten. Die heutigen Städte sind pulsierende, farbenfrohe, glitzernde und überwältigende Welten, die für die modernen industriellen und kulturellen Freizeit- und Konsumzwecke erschaffen wurden, und die sehr häufig zur Lemmatisierung und Hyperrealität führen. Im letzten Bereich sind die Serien ¿Honeymoon club resort", ¿Art show" und ¿Lovestores" ausgestellt.

Titel: Les Ciutats (In)visibles (Die (un)sichtbaren Städte).
Räumlichkeiten: Área 1 Casal Solleric
Datum: 4. Juni bis 23. August 2015.
Leitung und Kuratorin: Pilar Ribal
Organisation: Fundació Palma Espai d'Art, Fundación Banco Santander.
Kollaboration: Consell de Mallorca und Fundació Pilar i Joan Miró a Mallorca.

Dauer:

Von 4. Juni 2015 bis 23. August 2015

Tage: Täglich
Zeitplan: 12:00
Lokalität: Palma

Datum der letzten Änderung: 11. Januar 2023